Wenige
Herrenhäuser sind so bekannt wie dieses: Wotersen bei Roseburg. seit 1408 im
Besitz einflussreicher Familien, die aber bei weitem nicht jene Popularität
erreichten, wie die Fernsehdynastie deren von Guldenburg. Die schlossartige
Dreiflügelanlage samt übergiebeltem Mittelrisalit in spätbarocken Formen
entstand um einen Ehrenhof 1736-59.
Geschichte und Gestalt von Gut Wotersen sind aufs engste mit dem
Adelsgeschlecht von Bernstorff verbunden. Die Familie hat bedeutende
Staatsmänner hervorgebracht, die im 18. Jh. die nordeuropäische Politik
mitgestalteten. Die herrschaftliche Hofanlage, in der ersten Hälfte des 18.
Jh. nach dem Schema einer kleinen Residenz neu geschaffen, blieb in ihren
Hauptzügen erhalten. Der Gutshof dient heute noch weitgehend der
Bewirtschaftung der Gutsländereien, das Herrenhaus und eine Reithalle des 19.
Jh. werden für verschiedenartige Veranstaltungen genutzt. Im Treppenhaus des
Herrenhauses ist die Bernstoffsche Sammlung von Porträtgemälden bemerkenswert.
Die
Hofanlage orientiert sich an einer langen Nordsüd-Achse, die mit einem
Zufahrtsdamm, der einst durch sumpfiges Gelände führte, vorbereitet wird. An
ihrem Ende erscheint schon von weitem das Herrenhaus, weil auf die im
Holsteinischen übliche Abriegelung des Hofes mit einem Torhaus verzichtet
wurde. An der Hofeinfahrt liegt ein bassinartig gestaltetes Wasserbecken, das
als Tränke und Schwemme dient. Zum ältesten Bestand der Hofbebauung gehören im
wesentlichen die Wirtschaftsgebäude, die - hierzulande ungewöhnlich - aus
gespalteten Feldsteinen errichtet wurden. Von der spiegelsymmetrischen
Randbebauung sind verschiedene Bauten der 1720er Jahre erhalten: rechts das
ehemalige Back- und Waschhaus mit Haferspeicher und die ehemalige
Roggenscheune - die entsprechenden Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite
fehlen bzw. sind verändert. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das
mit der Breitfront zum Herrenhaus gerichtete ehemalige Verwalterhaus von 1721,
ein Putzbau mit Eckrustika und hohem Walmdach. Sein Gegenstück wurde 1852
durch die Reithalle ersetzt, einen roten Ziegelbau mit Stallungen um einen
kleinen Innenhof. Das Herrenhaus ist als Dreiflügelanlage mit Ehrenhof hinter
eine Querachse zurückgesetzt, die sich beiderseits als Allee fortsetzt und im
Osten zu einer ehemaligen Gutsarbeitersiedlung der 1850er Jahre führt. Hinter
dem Herrenhaus liegt der Garten.