Majestätisch über dem Großen Plöner See prangt der stattliche Dreiflügelbau
des Renaissance-Schlosses Plön. Im wesentlichen wurde die jetzige Gestalt in
den Jahren 1633 bis 1636 geprägt. Zwerchhäuser sind den Walmdächern unter
barocken Dachreiterlaternen vorgesetzt.
Leider
fiel der Preußischen Regierung nach 1868 keine sinnvollere Verwendung ein, als
das Schloss ohne Rücksicht auf Verluste als Kadettenanstalt zu nutzen und
deren Bedürfnissen entsprechend umzubauen. "Geschliffen" wurden durch harten
Drill und teilweisen Schikanen der Ausbilder nicht nur die Kadetten, auch das
Schloss wurde seines Charakters als elegante Rokoko-Residenz und anerkanntem
Kunst- und Kulturzentrum weitgehend beraubt. Auf dem ehemaligen Schlossareal
entstanden um die Jahrhundertwende 1899/1900 zusätzliche Bauten zu
Kasernenzwecken: das Pförtnerhaus, die ehemalige Kommandeursvilla, eine
Schwimmhalle und das ehemalige Lazarett. Weitere Einbußen brachte die
Umwandlung in eine "Nationalpolitische Erziehungsanstalt" nach 1933, als ein
germanischer "Eschensaal" eingerichtet wurde.
Trotz
der Eingriffe haben im Schloss Reste der früheren Einrichtung überdauert, so
verschiedene Stuckdecken oder das Appartement der Herzogin mit Vor- und
Audienzzimmer samt Kaminen und Rokoko-Zierat (1700), ihr Schlafgemach, dessen
Alkoven-Schnitzwerk reizvoll mit den Stukkaturen des Bartolomeo Bossi an
Wänden und Decken korrespondiert (um 1755). Ins Dachgeschoss reicht der
einstige Rittersaal. Die Schlosskapelle wurde in Emporenhöhe geteilt, bis
heute stehen in der herzoglichen Gruft daneben die Särge des 17./18.
Jahrhunderts, darunter der des letzen Herzogs Friedrich Carl: ein
Marmorsarkophag im Stil des späten Rokoko aus einer Kopenhagener Werkstatt
(1763-66).
Wie
bereits erwähnt wurden die Söhne des letzten deutschen Kaisers hier im
preußischen Drill erzogen, die NSDAP nutzte das Gebäude für erzieherische
Zwecke und versuchte, ihren blonden Eleven nationalsozialistisches Gedankengut
zu indoktrinieren. Seit Kriegsende dient das landeseigene Schloss als
Internat. Bis Günther Fielmann kam, sah und siegt: Er kaufte dem Land
Schleswig-Holstein die historische Liegenschaft für sieben Millionen Mark ab.
Bis zur Jahresmitte müssen die letzten Schüler das ehrwürdige Gemäuer
verlassen.
"Ein
Glücksfall für das Land" sei der Verkauf, stellte Kultusministerin
Erdsiek-Rave fest. Kein Wunder, denn das historische Gemäuer ist in einem mehr
oder minder desolaten Zustand, es besteht ein erheblicher Sanierungsbedarf von
rund vier Millionen Mark (in Anbetacht der Ebbe in der Landeskasse eine
erhebliche Belastung). Außerdem musste das Land für den Internatsbetrieb
jährlich rd. eine Million Mark aufbringen. Der agile Hamburger
Brillenhersteller und passionierte Bio-Landwirt Fielmann will das in die Jahre
gekommene Schloss umfassend und denkmalgerecht sanieren, so dass es seinem
ursprünglichen Zustand näher kommt als heute. Bei ausgezeichnetem Fernblick
auch ohne Brille will der neue Schlossherr das Anwesen künftig als Fielmann
Akademie für die berufliche Qualifikation von Optikern nutzen.
Das
Land wiederum will den Verkaufserlös für dringend erforderliche
Instandhaltungskosten für andere, ihm gehörende Schlösser/Herrenhäuser nutzen,
so das Landeskulturzentrum Salzau sowie den Museumskomplex Schloss Gottorf.
Schlossbereich:
Auf
der westlichen Fortsetzung des Moränenkamms liegt der Schlossgarten,
zugänglich von dem Reitplatz über eine erneuerte, diagonal geführte doppelte
Lindenallee mit einem Lindenrondell als Erstem Entree (angelegt bis 1748, das
Zweite Entree ist nicht erhalten). Die Allee zielt auf die "Maison des
Plaisance", das ehemalige Große Lust- oder Gartenhaus Herzog Friedrich Carls.
Es wurde in einem mittleren Teil 1744 bis 1751 wohl ebenfalls von Johann
Gottfried Rosenberg errichtet: 1896 erhielt es zwei etwas wuchtige
Flügelanbauten, die die Wohn- und Schulräume der Söhne des deutschen Kaisers
enthielten. Bis 1920 wurde es als Prinzenhaus genutzt. So erklärt sich der
heutige Name.
Weil Preußens Prinzen während ihrer strengen Kadetten-Ausbildung hier
residierten, heißt das frühere Lusthaus der Herzöge jetzt Prinzenhaus. Es war
wohl auch J.G. Rosenberg, der 1745-467 den breiten Backsteinkomplex von zwei
Stockwerken errichten ließ. Erst 1896 wurden zwei zusätzliche Flügel angebaut,
um dem Repräsentationsbedürfnis der Kaisersöhne Rechnung zu tragen.
bis
vor kurzem diente es dem Internat als Mädchenhaus. Künftig soll der barocke
Kernbau wieder öffentlich zugänglich und für kulturelle Veranstaltungen
genutzt werden. Es ist mit seiner reichen Raumgestaltung durch Stukkaturen,
Wandpaneele, Türen und Malerei ein Hauptwerk der Rokokoarchitektur im Lande,
vergleichbar etwa mit dem Jagdschloss Falkenlust in Brühl (südlich von Köln).
Das
Prinzenhaus ist ein zweigeschossiger Backsteinbau. der barocke Kernbau ist
sieben-, zum Garten fünfachsig mit jeweils einem dreiseitig stumpfwinklig
vortretenden Mittelrisalit. Die Ecken der Risalite zieren Kolossalpilaster,
die Gebäudeecken rustizierte Pilaster mit Basen und Kapitellen aus Sandstein.
Zarte Backsteingesimse und -rahmen der Fenster und Portale und zierlich
skulptierte Sandsteinornamente in den Türachsen sowie ein kleiner Balkon mit
Schmiedegitter über dem Eingangsportal belegen den hohen künstlerischen
Anspruch. Im Inneren bildet der durch beide Geschosse geführte querovale
Gartensaal mit einer breiten, geschwungenen Musikempore den Hauptraum.
Großflächige Rosaillestukkaturen schmücken Wände, Emporenbrüstung und Decke.
Davor befindet sich im Erdgeschoss ein Vestbül und im Geschoss darüber ein
Vorsaal, an dessen gewölbter Decke der Triumph der Fora im Götterhimmel das
Fresko dargestellt ist. In den Gebäudeecken liegen in beiden Geschossen kleine
Kabinette und das fürstliche Schlafzimmer im Obergeschoss. Alle Räume sind
mehr oder weniger stukkiert. Sie hatten ursprünglich auch Fenster an den durch
die späteren Szenen aus dem italienischen Landleben. der Stuck im ganzen Hause
stammt von Bartolomeo Bossi, die Freskomalerei von Johann Philipp Bleiel.
Wegen der üppigen und gediegenen Ausschmückung vor allem der üblichen
Repräsentationsräume, des Vestibüls, Gartensaals, des Saals im oberen Geschoss
und der Eckkabinette im alten Kernbau mit Stukkaturen von Bartolomeo Rossi und
Malereien des Johann Philipp Bleiel, gilt das ehemalige Lusthaus als Hauptwerk
der Rokoko-Architektur Schleswig-Holsteins.