St. Andreas, Schleswig
















Am Südufer der Schlei, hart westlich der Einmündung des Haddebyer Noores liegt diese kleine Feldsteinkirche.

Bis 1651 hatte auch das Dorf Friedrichsberg hier sein zuständiges Gotteshaus, bis es 1711 ein Stadtteil von Schleswig wurde und eine eigene Kirche erhielt.

Der Versammlungsort, die Kirche, bestand zunächst aus einem schlichten Feldsteinbau und Balkendecke.

Nach vier Jahrhunderten heißt es im Protokoll einer Kirchenvisitation von 1641:

Mit dem Kirchengebäude hat es eine armselige Gelegenheit, die siehet fast einer Scheune ähnlicher als einem Gotteshause…. Das Mauerwerk zerrissen, allenthalben baufällig.“ Als die glatte Feldsteinmauer im Osten der Kirche einstürzte, wurde sie 1693 durch eine apsisähnliche Rückwand ersetzt und der Altarraum erhielt seine jetzige Form.

Das Gebäude

Obwohl später mehr verändert, ist ihre ursprüngliche Bauweise klar erkennbar. der Bau gliedert sich in einen kleineren, niedrigen Chor im Osten und ein größeres, höheres Kirchenschiff. Das ursprüngliche Westportal wurde vermauert und 1834 ein neues Vorhaus angefügt, durch das die Kirche heute betreten wird. Es dient dem würdigen Zweck des Gedenkens an die in beiden Weltkriegen Gefallenen und Vermissten aus unseren Dörfern, deren Namen auf schmiedeeisernen Tafeln verzeichnet sind. An hohen Festtagen wird es darüber hinaus häufig als Verlängerung des überfüllten Kirchenschiffes genutzt. Der Anbau der heutigen Sakristei in der Düsecke zwischen Chor und Schiff erfolgte erst 1913.

Aus spätromanischer Zeit stammen die kleinen, rundbogigen Fenster, von denen noch vier in der Nordwand des Schiffes erhalten und je eines in der Nord- und Südwand des Chores zu erkennen sind. Das ursprüngliche Fenster und die rundbogige „Priesterpforte“! im Osten des Chores sind heute vermauert. Gelbe und rote Ziegel im Klosterformat rahmen die Fenster und stützen die Bögen. Der ursprüngliche Rundgang im Durchgang zum Chor ist renoviert. Je ein altes Portal im westlichen Drittel der Nord- und Südwand des Kirchenschiffes waren gleichfalls rundbogig. Nach der Vermauerung sind ihre ursprünglichen Formen noch sichtbar. Diese Portale dienten den mittelalterlichen Prozessionen und später als getrennte Eingänge für Männer und Frauen. Spätromanische Malereien von Zickzackbändern, sowie Vorritzungen für geometrische Motive entdeckte man 1955 bei Renovierungs-maßnahmen.

Die Südwand ist später – wohl nach 1500 – durch vier große Fenstereinbrüche erheblich gestört worden. Die heutigen fenster sind durchgängig spitzbogig in spätgotischer Stilart. Ein genauer Zeitpunkt für diesen Umbau lässt sich nicht mehr ermitteln. Die Backsteinrahmen aus Ziegeln im Klosterformat von zwei kleinen, rundbogigen Fenstern im alten Stil haben sich erhalten. Obwohl die ursprüngliche Feldsteinwand unverändert geblieben ist, stellt dieser Umbau einen „Stilbruch“ dar.

Beim Betreten des Kirchenschiffes fällt der erste Blick auf den kunstvollen, dreiflügeligen Altar im Chorraum. Seine von unbekannter Hand geschnitzten Holzfiguren sprechen für sich selbst und regen zu eingehender Betrachtung an: Ein Meisterwerk aus der Zeit von 1425 bis 1450.

Im Chorbogen hängt ein einfaches frühgotisches Kruzifix, wohl aus dem Ende des 13. Jahrhundert stammend.

 
Das Haddebyer Triumphkreuz 

Vor dem Chorbogen ist die Nordwand des Schiffes mit einem Kruzifix von Eichenholz ausgestattet, das den Gekreuzigten überlebensgroß darstellt. Zu beiden Seiten stehen in kleinerer, zierlicher Ausfertigung Maria und Johannes auf Konsolen. Diese „Kreuzgruppe“ hat keinen ursprünglichen Zusammenhang. Das spätromanisch-frühgotische Kruzifix ist 1240 entstanden, Maria und Johannes – heute auf neuen Konsolen – erst zu Ende des 13. Jh.

 

Kanzel und Orgel

Mehrfachen Erneuerungen unterlag die alte Kanzel aus dem Anfang des 17. Jhs. Wie die Bänke im Schiff erhielt sie 1913 einen neuen Anstrich. Eine frühere Empore an der Nordwand des Schiffes ist erst 1955 beseitigt worden.

Die Orgel auf der westlichen Empore wurde erst im Jahre 1972 von dem Orgelbauer Tolle in Preetz geschaffen und aufgestellt. Sie ersetzt die von Frua Margerethe Stuhr, Mööerom ais Seöl. o, Kajr 1844 gestiftete alte Orgel. Ein Bild der Stifterin ist unter der Empore an der Nordwand angebracht.
 

Glocke und Turm

Die Sage berichtet von einer alten Glocke, die am Ostufer des Haddebyer Noores bei Loopstedt gefunden sein soll. Es besteht kein Anlass, sie mit der St. Andreaskirche in verbindung zu bringen. Die Kirche besitzt heute eine „Jubiläumsglocke“ aus dem Jahre 1826, einen Umguss aus einer älteren Bronzeglocke.



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