Klosterkirche Preetz










1211 stiftete Graf Albert von Orlamünde zu Ehren der heiligen Jungfrau und Johannes des Täufers das Benediktinerinnen-Kloster "Campus Betae Mariae", dem zu Beginn zahlreiche Lübecker Bürgertöchter angehörten. Im Verlauf des 15 Jh. entwickelte es sich zu einem Adelsstift. Heute noch erkennt man den Charakter der einst befestigten Anlage im Tal der Schwentine mit Wassergräben, Mauern und breitem Torbau aus Backsteinen. In Gruppen stehen die Konventualinnenhäuser des 16. bis 19. Jh. , abgebrochen wurden die Klausurgebäude bis auf das Refektorium.

Nur in Fragmenten lässt sich der barocke Dänischenhagener Altar von Hans Gudewerdt d.J. noch seine frühere Pracht ahnen. Aus Eichenholz, ohne jede farbige Fassung, entstand er als letztes der vier großen Retabel Gudewerdts 1656, nach denen in Eckernförde (1640), Kappeln (1641) und Schönkirchen (1653). Der dreistöckige Aufbau mit festen Flügeln folgt zwar traditionellen architektonischen Mustern: Säulen, Konsolen, Gesimse und Rahmen werden aber ins Ornamentale aufgelockert durch überreiches Knorpelwerk des Barock. In der zentralen Senkrechten von Predella, Hauptteil und Aufsatz sind wie in kleinen Bühnen Anbetung, Abendmahl und (in Resten) Christi Himmelfahrt dargestellt.

Die ältesten Teile der Orgel samt ihrem feinen Gehäuse der Renaissance stammen noch von A. Köster (1573); nach 1650 wurde sie vor allem durch Ahasverus Schütze in barockem Stil erweitert und mit einer Uhr versehen.

Auf eine lange Tradition kann die jetzt bestehende Kirche zurückblicken, das Krüppelwalmdach mit zierlicher barocker Dachreiterlaterne und eine neo-gotische Renovierung durch Joseph Eduard Mose (1885) haben das Äußere stark verändert, während der Innenraum weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten blieb. Gegen 1325 hatte man an der Stelle einer knapp 100 Jahre älteren Vorgängerkirche begonnen, die frühgotische Stützbasilika zu errichten: eine Sonderform. Im Gegensatz zur "echten" Basilika von drei oder mehr Schiffen weist sie in der Obergradenzone des Mittelschiffs statt lichtspendender Fenster geschlossene Fenster auf, in Preetz hohe Blendbögen. Dadurch wird der Raum indirekt von den Seitenschiffen beleuchtet, ganz anders dagegen der helle Chor mit seinen hohen Fenstern. Den zentralen Chorus trennt eine Mauer von beiden Seitenschiffen und zwei westlichen Jochen des Mittelteils, zum "Sanctuarium" mit dem mächtigen barocken Hochaltar grenzten die Stiftsdamen sich durch das große schmiedeeiserne Chorgitter der Regence von Max Dahl ab (1738). Das bedeutendste Kunstwerk stellt jedoch ein gotisches Gestühl für 70 Nonnen im Chorus dar, das größte erhaltene in Norddeutschland. Um 1335-40 schuf es ein unbekannter Künstler, wahrscheinlich der Meister des Gestühls der Lübecker Katharinenkirche.

Kostbar geschnitzte Wimperge mit Maßwerk, Blattranken und Prophetenmedaillons bekrönen die Baldachine. Von den wenige Jahrzehnte jüngeren Längsseiten des Gestühls haben sich im wesentlichen die östlichen Wangen und Rückwände erhalten. Ein "Meister Peter" malte um 1490 Szenen des Alten und Neuen Testaments, Propheten, Apostel und Heilige in zwei Reihen auf die Felder: leider wurden diese Bilder im mittleren 17. Jh. vergröbernd restauriert, dafür allerdings mit gereimten Legenden in niederdeutscher Sprache versehen. Verändert und ergänzt wurde dieses einmalige Ensemble um 1700, als man barocke Logenreihen und Emporen auf den Wänden zwischen Chorus und Seitenschiffen anbrachte.

Vor den früheren Priorinnensitzen steht heute ein spätgotischer Schnitzaltar mit Darstellung der hl. Sippe (Anfang des 16. Jh.) und gemalten Heiligen auf den Flügeln. An der südwestlichen Ecke des Chorus wurde die reich mit Reliefs aus dem Leben Jesu, Evangelisten, Putten und Salbator in später Renaissance-Manier dekorierte Kanzel (1674) in Höhe der Empore montiert, so war der Prediger vom Laienbereich auf dem Stiftsteil gleichermaßen gut zu sehen. Außen an der Westwand des Chorus ist der Laienaltar (16. Jh.) mit seinen stark beschädigten Schnitzereien angebracht. Wuchtig dominiert im Chorraum vor schlanken gotischen Fenstern der aufwendige Barockaltar des T. Schlichting von 1743; unter der Trinität inmitten betender Engel umstehen überlebensgroße Apostel (Philippus, Petrus, Johannes und Bartholomäus) eine Kopie von Raffaels Transfiguration im kolossalen Pfeiler- und Säulenaufbau.