Altenhof
Seit 1691 war Altenhof schleswig-holsteinischer Hauptsitz der Familie Reventlow, die während des 18. Jh. neben den Bernstorffs die bedeutendsten Staatsmänner für das Königreich Dänemark stellte. Das ab 1722 errichtete, mehrfach umgebaute Herrenhaus stellt mit seiner reichen Ausstattung ein hervorragendes Dokument der Adelskultur in Schleswig-Holstein inmitten einer weitläufigen, Gutslandschaft dar.

In dem zu einem Konzertsaal umgebauten Kuhstall finden Konzerte und Kunstausstellungen statt. Die große Scheune wird für diverse Veranstaltungen genutzt.

Das schlossartig anmutende Herrenhaus bildet das Ende der Hauptachse zum Gut Altenhof.

Eine Besonderheit der Hofanlage stellen die vom üblichen Schema abweichenden giebelständigen und leicht zur Auffahrt gedrehten Wirtschaftsgebäude dar, das im Kern von 1711 stammende Kuhhaus rechts und die aus der gleichen Zeit stammende, 1863 renovierte Scheune links. Beide Gebäude wirken heute in der Gesamtansicht wie Flügelbauten der ausgreifenden Herrenhausanlage.

Die Zufahrt auf den weiten Hofplatz wird von zwei 1858 errichteten Kavaliershäusern flankiert, die ein älteres Torhaus ersetzten. Die Geschlossenheit des früher von breiten Hausgräben umgebenen Gutshofes wird unterstrichen durch die Einbettung in einen Landschaftspark mit reichem Baumbestand.

Im engeren Umkreis um den Hof gruppieren sich Verwalterhaus, Vogtshaus, Försterei und Meierei, Bauten aus der zweiten Hälfte des 19. Jh.

Im Norden schließt sich dem Wirtschaftshof die sogenannte Vorstadt an, das ist eine in sich geschlossene Gruppe von früheren Instenhäusern, mit dem Gärtnerhaus von 1864. Weitere Gebäude liegen verstreut in der Feldmark und in den umfangreichen Waldungen, darunter auch drei historische Gasthäuser in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße 76: "Schmeerhörn", ursprünglich eine Tischlerkate, und der "Grüne Jäger" - beide etwa 150 Jahre alt - und "Kiekut", 1929 neben einer aus dem 18. Jh. stammenden Fischerkate am Ostseestrand erbaut.

Das Gut Oldenhave wird 1410 zum ersten Mal genannt. 1652 heißt es in Caspar Dankwerths "Neuer Landesbeschreibung" Oldenhoff. Die ersten namentlich bekannten Besitzer entstammten der alteingesessenen Familie von Brockdorff, die im 16. Jh. auch auf dem benachbarten Windeby hauste. Die Brockdorffs besaßen Altenhof etwa 1 1/2 Jahrhunderte, ohne Bleibendes zu hinterlassen.

1691 verkauften sie das ehemals knapp 2.000 ha große Gut an den königlichen Kammerjunker und Amtmann von Sonderburg udn Norburg Henning Reventlow (verstorben 1705) aus der mecklenburgischen Linie der ursprünglich aus Dithmarschen stammenden Adelsfamilie.

Aus Hennings Ehe mit Margarete Rumohr von Roest entstammten zwölf Kinder. Das Zwölfte, Cay Friedrich (1681-1762), setzte die Familientradition auf Altenhof fort und baute nach dem Tode des Vaters nach 1705 die Hofanlage so auf, wie sie in den Grundzügen bis in die Gegenwart besteht: die riesige Scheune, deren gewaltiges Gerüst in dem Umbau von 1863 erhalten geblieben ist, das Kuhhaus in ähnlichen Dimensionen, 1722 bis 1728 schließlich ein neues Herrenhaus, das den Kern des heute bestehenden Gebäudes bildet.

Zahlreiche Neubauten im 19. Jahrhundert tragen neben der Jahreszahl die Initialen von Eugen Reventlow (1798-1885)

Ein weiterer Umbau des Herrenhauses fand 1904 bis 1910 durch Paul Schulze-Naumburg statt. Es wurde jetzt in neubarocken Formen umdekoriert und durch Anbauten auf die schloßartigen Ausmaße erweitert, mit weitem linkenumkränzten Ehrenhof und architektonisch gefaßten Terrassen und Heckengärten vor den rückwärtigen Fassaden.

Zum Herrenhaus:

Den hervorragenden Mittelteil bildet der zweigeschossige, elfachsige Bau von 1728, der lediglich äußerlich neu verputzt wurde und statt des alten Walmdaches ein Massarddach erhielt. Original ist noch das mit Granitquadern verblendete Sockelgeschoß. Am neubarocken Säulenportikus vor dem Eingangsportal dokumentierten Zahlenanker und Namensinitialen Erbauung und Umbauphasen des Hauses. Beiderseits wurden von Schulze- Naumburg sechs- bzw. siebenachsige Flügel mit zwei Geschossen und niedrigeren Dächern angefügt, am Kopfende pavillonartig erweitert. Hieran schließen sich im rechten Winkel lange, eingeschossige Orangerieflügel mit Flachdächern, die wiederum in zweigeschossigen Pavillons mit Walmdächern enden. Auf beiden Seiten stehen in der Flucht der Flügel ältere Stallbauten, so dass das gesamte Gebäudeensamble als weiträumige Dreiflügelanlage zu erheblicher Wirkung kommt.

Um die unterschiedlichen Bauteile zur vereinheitlichen, wurde der ganze Komplex verputzt und mit einem dünnen Relief aus geschossbergreifenden Wandstreifen und Blendfeldern versehen.

Das Innere des Mittelteils zeigt im wesentlichen die Raumgliederung des Barockhauses, im Erdgeschoss auch die Ausstattung des 18. Jh. Man betritt zunächst das zentrale Vestibül (=repräsentative Eingangshalle oder Diele) , das als zweigeschossige Treppenhalle ausgebildet ist. Die dreiläufig an den Innenwänden emporschwingende Treppe hat als Geländer ein feingliedrig geschmiedetes Regence-Gitter, (Regence = französische Stilrichtung der Übergangszeit zwischen Barock und Rokoko) das im Obergeschoss in eine Galerie ausläuft.

Ein fast identisches Treppengeländer, heute als Kopie, befindet sich im nahe gelegenen Herrenhaus Noer. Über den Erdgeschosstüren wurden Doppelporträts als Suproporten (= das über dem Rahmen einer Tür leigende Feld, im vornehmen Wohnraum mit Schmuck ausgestattet) verwendet, südlich der Erbauer Cay Friedrich Reventlow mit seiner Gemahlin. Nördlich gelangt man in den Speisesaal mit klassizistisch umfasster Rokoko-Stuckdecke, gemalten Doppelporträts als Supraporten und wandfüllenden flämischen Gobelins mit ländlichen Szenerien. Die südlich an das Vestibül grenzende, durch die ganze Tiefe des Hauses reichende Halle entstand 1910 aus der Zusammenlegung zweier Räume.

Von der Halle betritt man den Gartensaal. Er ist einheitlich mit Rokoko-Stil ausgestattet mit Gobelins 17. Jh. als Wandbespannungen, die in senkrechten Bahnen gegliedert reiches, buntes Laub- und Blumenwerk auf schwarzem Grund zeigen, rotem Marmorkamin mit Rocaillestück, gemalten Doppelporträts als Supraporten und zartgliedriger Stuckdecke.

Das anschließende, 1910 erweiterte Musikzimmer wurde am Anfang des 19. Jh. durch Giuseppe Anselmo Pellicia ausgemalt. Die streng architektonische Gliederung zeigt Rosengehänge, Masken und einen umlaufenden Fries ( = waagerechter Zierstreifen auf Wandflächen) mit Szenen aus der römischen Geschichte.

Neben der beeindruckenden Möblierung des Hauses ist die umfangreiche, auf Cay Friedrich Reventlow zurückgehende Bibliothek zu nennen. Die bedeutende Porträtsammlung läßt die lange Tradition des Hauses, die eng verflochtenen Familienverbindungen und die vielfältigen Beziehen der Reventlows zum dänischen Gesamtstaat anschaulich werden.

Der Wirtschaftshof gewinnt durch die riesige, mit Feldsteinen gepflasterte Fläche und die charakteristische Anordnung der giebelständigen Scheunen eine Qualität, die dem dominanten, schlossartigen Charakter des Herrenhauses entspricht. Die große Kornscheune ist wohl zeitgleich mit dem Kuhhaus nach 1705 errichtet und nach der Giebelinschrift 1863 erneuert worden.

Das alte Kuhhaus von 1711 wurde im Krieg durch Bombeneinwirkung bis auf Rest der Außenmauern zerstört, in alter Größe mit Pfannendach jedoch umgehend wiederaufgebaut.

Nach Aufgabe der Rinderhaltung wurde das Gebäude 1988 mit dem Einbau eines Konzertsaales für 800 Personen im Dachgeschoss einer völlig andersartigen Nutzung zugeführt. Im Rahmen des Schleswig-Holsteinischen Musik Festivals finden hier alljährlich bedeutende Konzerte, in dem zum Vestibül umgebauten Speicherteil Ausstellungen und auch private Festlichkeiten statt. Die Kavaliershäuser von 1862, vermutlich von Joseph Eduard Mose, fassen statt eines Torhauses die Auffahrt zum Gutshof ein.