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Rantzau


Mitten im Ortskern steht ein Schloss, in der Kapitelstraße/Ecke Parade -- Schloss Rantzau. Eine bewegte Geschichte hat es hinter sich. Einst gehörte dieses Gebäude zu den Domherrenkurien, die rund um die alte Bischofskirche angesiedelt waren. 1803, bei der Auflösung des Domkapitels, wurde das Haus zusammen mit den anderen Kurien der Stadt übereignet. Der letzte Inhaber dieser Kurie war der preußische Kammerherr Franz Ludwig Freiherr von Höveln. Er räumte des Haus 1804.

Schon im folgenden Jahr entäußerte die Stadt den eben zuvor gewonnenen Besitz und stellte das Haus meistbietend im Schonenfahrer-Schütting zum Verkauf. Für 34000 Mark erwarb es der Notar Nicolaus Heinrich von Evers. Von ihm übernahm es sein Sohn, der Bürgermeister Christian Nicolaus Evers. Während seiner Amtszeit wohnte die Königin von Schweden gelegentlich in diesem Hause. 1857 verkaufte es der Bürgermeister, der fünf Jahre zuvor von seinem Amt zurückgetreten war, an den Grafen Kuno von Rantzau-Breitenburg. Jener ließ es im neugotischen Stil umbauen. 1870/71 stellte er es als Lazarett für verwundete Soldaten zur Verfügung. 1875 wurde das Haus abermals verkauft und gelangte anno 1900 für 115000 Mark wieder in den Besitz der Stadt.

Eine besondere Kostbarkeit hat sich Schloss Rantzau bis heute erhalten -- den Rokokosaal im ersten Stock aus dem Jahre 1762. "Leider kann ich zum Schluss nicht umhin, auf den unwürdigen Zustand hinzuweisen, in dem sich dieser schöne und wertvolle Raum befindet. Gewiss wäre es doch mit verhältnismäßig geringen Mitteln möglich, diesen Saal, wohl der schönste unserer Rokokozimmer in Lübeck, wieder sachgemäß herzurichten. Als Sitzungssaal würde er dann einer unserer Behörden ein würdiges und schönes Heim bieten." Mit diesen Worten beendeten die "Vaterstädtischen Blätter" am 24. September 1922 ihren Bericht über Schloss Rantzau.

Längst ist dieser Anregung entsprochen worden. Schloss Rantzau ist schließlich seit Ende der 50er Jahre Dienstsitz des Amtes für Denkmalpflege. Und da wäre es ja noch schöner, wenn nicht auch das Rokokozimmer als Sitzungssaal wieder würdig hergerichtet worden wäre.


Schloss Rantzau: Sanierung beginnt


Die Sanierung des Schlosses Rantzau kann beginnen: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat kürzlich das Bauschild aufgestellt und damit ein sichtbares Zeichen für den Beginn der Arbeiten gesetzt. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Stiftung das Palais, das in den kommenden zwei Jahren mit der Remise für rund drei Millionen Euro saniert wird, übernommen. Künftig soll die Verwaltung des Schleswig-Holsteinischen Musikfestivals das Gebäude nutzen.

Das Schloss Rantzau ist ein für Lübeck einzigartiges Beispiel der Neugotik. Der Bauherr, Kuno Rantzau-Breitenburg, wollte mit dem Umbau der ehemaligen Domherrenkurie im Jahre 1858 einerseits die ursprüngliche Gotik wieder aufleben lassen und andererseits seinen Wohnsitz zeitgemäß gestalten.

Urkundlich erwähnt wurde Rantzau (einst wendisch: Ranzowen) erstmalig im Jahre 1226, aus dem ehemaligen Namen wurde der Familienname derer von Rantzau gebildet. So war es auch ein Spross dieser Familie, Heinrich Rantzau, welcher 1592 den Prachtbau des Rantzauer Schlosses errichtete.

Um die Jahrhundertwende besaß das Gut noch 2.600 Hektar Wirtschaftsfläche. Der Landbesitz musste nach und nach veräußert werden, so wurden zum Beispiel nach dem Ersten Weltkrieg mehrere Pachtdörfer aus dem Gutsbetrieb entlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste das Schloss als Flüchtlingslager dienen und nahm mehr als 170 Personen auf, die zum Teil bis 1960 dort wohnten. 1965 wurde das Herrenhaus vom Gut abgetrennt und an Familie Majerholz verkauft. Die neuen Besitzer richteten im Haus ein Schlosshotel ein, das heute jedoch nicht mehr existiert. 1976 und 1978 wurden die Gebäude des einstigen Wirtschaftshofes durch Brandstiftung zerstört.

Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und wurde 2009 an eine neue Eigentürmerin verkauft. Die neue Besitzerin geriet in Konflikt mit der Denkmalschutzbehörde[6][7], nachdem sie bei den Sanierungsarbeiten rund 90 % der historischen Inneneinrichtung entfernen ließ.[8] Nach Pressemeldungen hat das Gebäude nach den Arbeiten erneut den Besitzer gewechselt, die zukünftige Nutzung des Herrenhauses ist ungewiss.[9] Es kann weder besichtigt noch betreten werden. Den tatsächlichen Verfallszustand dokumentiert ein von der jetzigen Eigentümerin im Internet veröffentlichtes Sachverständigengutachten.